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LdL im Fach Deutsch: Lektürearbeit Klaus Zirkelbach Kepler-Gymnasium Weiden
Im Verlauf des zweiten Schulhalbjahres 1997/98 habe ich in drei Klassen (7,9,11) die Behandlung der Lektüre im Unterricht im Großen und Ganzen den Schülern übertragen. Die Ergebnisse sind in diesem kurzen Erfahrungsbericht zusammengefasst. Behandelt wurden:
In der Vorbereitung habe ich die Texte noch einmal überflogen, mir Notizen gemacht und Materialien aus der Sekundärliteratur und auch aus Nachschlagewerken gesammelt, ggf. aufbereitet und kopiert. Dann habe ich Fragen zur jeweiligen Lektüre erstellt und auf Karteikarten gedruckt. Diese gab ich mit den entsprechenden Materialien in eine Prospekthülle, welche dann später der jeweiligen Arbeitsgruppe überreicht wurde. Als Beispiel möchte ich zunächst die Themengliederung für "Das Parfum" vorstellen:
Nach Ausgabe der Lektüre hatten die Schüler 14 Tage Zeit, um den Roman vollständig zu lesen. In der ersten Lektürestunde besprach ich mit den Schülern vorwiegend das erste Kapitel, aber ich holte auch Informationen zu anderen Textstellen ein, damit ich sicher sein konnte, dass alle die Lektüre gelesen hatten. Dann besprach ich mit den Schülern das Vorhaben, die weiteren Lektürestunden in Gruppenarbeit vorbereiten zu lassen. Ich trug die zur Verfügung gestellten Materialien und die Themengliederung vor. Daraufhin teilte ich die Gruppen ein, da ich aus pädagogischen Gründen eine bestimmte Zusammensetzung haben wollte, und diese konnten sich ihre Wunschthemen aussuchen. Für die Beantwortung der Fragen auf der Karte stellte ich eine Unterrichtsstunde zur Verfügung und für die Vorbereitung der eigentlichen Unterrichtseinheit räumte ich den Schülern weitere zwei Stunden ein. In dieser Zeit wanderte ich ständig von Tisch zu Tisch, stand für Fragen zur Verfügung, gab Anregungen und Hilfestellungen, beobachtete das Sozialverhalten in den Gruppen, ermunterte die Frustrierten, lobte die Eifrigen und Kreativen, ermahnte die Faulen und bezog die Zurückhaltenden stärker in das Gruppengeschehen ein. Als Beispiel möchte ich die Karteikarte zu Thema 8 vorstellen, neben der sich in der Prospekthülle Kopien diverser Lexikonartikel befanden:
Die Voraussetzung hierfür ist, dass die Schüler Erfahrungen im Leiten von Diskussionen haben. Die Gruppe meiner 11. Klasse hatte sich ein grobes Konzept für ein Tafelbild zurechtgelegt, wobei die Aufgaben 3-7 derr Karte zunächst mündlich behandelt und dann die Ergebnisse in kurzen Sätzen an die Tafel geschrieben wurden. In gleicher Weise erstellte man im Verlauf des Unterrichtsgesprächs eine Liste mit Merkmalen für fie Begriffe "Genie" und "Wahnsinn", die als Grundlage für die folgende Diskussion diente. Die einzelnen Thesen wurden von einem Schüler während des Gesprächs in zwei Spalten ("Pro und Contra") eingetragen und im Anschluss an die Diskussion übernahm die Klasse die Ergebnisse von der Tafel in ihre Unterlagen. Der Ablauf der Diskussion war - nicht zuletzt wegen der intensiven Vorbereitung der Durchführenden - gelungen und auch die Ergebnissammlung an der Tafel bzw. in den Heften der Schüler überzeugte durch die differenzierte Darstellung der wesentlichen Fakten. Das Thema 9 (Sonderthemen) beinhaltete verschiedene Aufgabenstellungen, die meist auch fächerübergreifend (Ek, F, Ch, WR, Psy) in folgende Kategorien unterteilt waren:
Aus der Kategorie 1 möchte ich das Thema 9.1.4. vorstellen, das die Schüler in Zusammenarbeit mit ihrer Chemielehrerin vorbereitet hatten:
Gerade die Sonderaufgaben, die über die bloße Textarbeit hinaus gehen, wurden von den Schülern mit größtem Engagement vorbereitet und durchgeführt. Die Duftprobe, die ich hier leider nicht vermitteln kann, war tatsächlich ein Erlebnis, das gerade für die Anwärter auf den LK Chemie ein willkommenes "Heimspiel" war, die ansonsten im Deutschunterricht weniger glänzen konnten. Jedenfalls hatte das Klassenzimmer für Tage eine "Duftmarkierung" erhalten. Auch in den anderen Klassen waren die Lektürestunden der Schüler oft ein Erlebnis, auch wenn ich aus Platz- und Zeitgründen nicht auf alle Dinge eingehen kann. Die Organisation lief in allen Klassen ähnlich ab, so dass die zuvor gemachten Schilderungen übertragbar sind. Im Anhang habe ich noch Folien, die Schüler aus der 7. Jahrgangsstufe erstellt haben, als Kopien beigefügt. Diese zeigen zwar, dass die Schüler keineswegs perfekt sind, aber auch, dass durchaus sinnvolle Ergebnisse erzielt werden können, zumal viele Schüler mit einem großen Engagement und einem entsprechenden zeitlichen Aufwand, auch Zuhause, "ihren Unterricht" vorbereiten. Ich möchte an dieser Stelle zur Veranschaulichung auf eine Unterrichtsstunde zu Chamissos "Peter Schlemihl" kurz eingehen, da die Folien freilich nur Eindrücke von Teilabschnitten der Unterrichtsstunden vermitteln können. Die Schüler hatten zu untersuchen, auf welch unterschiedliche Weise sich die Menschen gegenüber peter Schlemihl verhalten. Dazu entwickelten sie eine Folie mit kreisförmig angeordneten Pfeilen, die alle auf eine Figur in der Mitte (Peter Schlemihl) zeigen. Außerdem hatten sie kleinere Textstellen zum Lesen vorbereitet, aus denen die verschiedenen Verhaltensweisen deutlich wurden. Aus einer mischung von Lesen, Diskussion und Bewertung wurden die Einträge auf der Folie ergänzt (vgl. Anlage). Dies beanspruchte etwa 30 Minuten der Unterrichtszeit. Danach gingen die Schüler über die Ebene des Textes hinaus und behandelten die Symbolik der "Schattenlosigkeit" in einer offenen Gesprächsrunde. Das Ergebnis wurde in einem Tafelanschrieb festgehalten: Die "Schattenlosigkeit" Peters ist ein Symbol für die
Andersartigkeit von Menschen.
Die "Schattenlosigkeit" Peters ist ein Symbol für die
Andersartigkeit von Menschen.
Auch Chamisso musste als Ausländer (Franzose) in Berlin erfahren, dass Menschen die "anders" sind, ausgegrenzt werden. Auch Chamisso musste als Ausländer (Franzose) in Berlin erfahren, dass Menschen die "anders" sind, ausgegrenzt werden. Abschließend möchte ich natürlich nicht verschweigen, dass es in manchen Klassen auch Schüler gibt, die solche Stunden ausnutzen, um sich "auszuruhen" und die Arbeit den engagierteren Mitschülern zu überlassen. Diese Schüler kennt der Lehrer in der Regel jedoch, so dass er entsprechend auf sie einwirken kann. Außerdem vemag eine pädagogisch durchdachte Gruppeneinteilung solche Probleme gar nicht erst entstehen lassen. Eine weitere Möglichkeit wäre noch, solche Schüler als Gruppensprecher bzw. Gruppenleiter einzuteilen.
Anlagen Folie 1 (Js. 7): Das Verhalten der Menschen Peter Gegenüber
Folie 2 (Js. 7): Beurteilung von Peters Verhalten
Peter Schlemihls Verhalten
Warum denkt ihr das? Nennt Gründe!
Folie 3 (Js. 7): Wiederholung der Merkmale eines Märchens
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