Reflexionen über meinen Unterricht in der 11. KlasseEintrag 15 Jean-Pol Martin Frankreichreise: die Machtübernahme Nun bin ich aus meiner Frankreichtour zurück. Anlage meiner Frankreichreisen in der 11.Klasse Das Spezifische an der Reise dieses Jahres: die Schüler wollten
ALLES MACHEN Dieses Jahr kam es anders! Nach zwei Tagen Fahrt wurde mir bei der Abendbesprechung mitgeteilt, dass meine allzudeutliche Steuerung nicht gewünscht war. Vielmehr wollten die Schüler MEHR MACHT! Sie wollten alles selbst erledigen. Beispielsweise die Zimmerverteilungen in den Jugendherbergen sollten nicht von mir - routinemäßig - vorgenommen werden, sondern die Schüler wollten selbst zum Empfang gehen und mit den Herbergsleuten Essenszeit, Zimmerverteilung usw. klären. EIN TRAUM! Ich ging sofort auf diesen Wunsch ein, und der nächste Tag wurde ganz von den Schülern gestaltet. Zwar ergaben sich zunächst kleine Pannen, weil die Schüler übersehen hatten, dass man lange vor der Durchführung des Tages schon alle Abläufe - mit Alternativen - im Kopf geplant haben muss, damit man beim Vorgang selbst variabel reagieren kann, aber sehr bald wurde dieses Problem bewältigt. Bei Unklarheiten oder in besonders schwierigen Situationen baten die Schüler um meinen Rat, ansonsten verlief alles nach Wunsch. Besonders positiv war aus meiner Sicht, dass sogar das Nachtproblem gelöst wurde. Während ich bei früheren Reisen in der Nacht gelegentlich für Ruhe sorgen musste, wurde bei dieser Reise auch diese Aufgabe von den Schülern übernommen. Zwar wurde ich regelmäßig in der Nacht geweckt, weil Geräusche sich oft nicht vermeiden lassen, aber es war immer eine Freude zu hören, wie die Schüler der Organisationsgruppe die anderen mit "Pschtttt" zum Stillsein ermahnten! Ein Problem, das sich allmählich stellte, war, dass die Schüler der Organisationsgruppen immer mehr Macht bekamen und sich eine Art Hierarchie herausbildete. Zwar waren Schüler der anderen Gruppen bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen, aber dieses Bedürfnis wurde erst im Laufe der Zeit erkannt und konnte angesichts der kurzen Dauer der Reise nicht mehr befriedigt werden. Bei einer künftigen Reise müsste dafür gesorgt werden, dass die Mitglieder der Organisationsgruppe allmählich als Berater in den Hintergrund treten und andere Schüler zum Organisieren anleiten. Besonders wirksam aus pädagogischer Sicht scheint mir, dass die Mitglieder der Organisationsgruppe sehr rasch mit den Problemen vertraut wurden, die die Leitung einer Gruppe aufwirft. Durch ihre enge Zusammenarbeit mit mir konnten sie in kurzer Zeit entsprechende Kompetenzen gewinnen. Fazit: der Biss und der Drang der Schüler nach verantwortungsvoller Aktivität hat mir eine Reise beschert, die ich fast wie ein Märchen erlebt habe. Sie haben die Macht ergriffen und optimal genutzt.
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